Sammelsurium · 2. Oktober 2014

aus der journalistenmanufaktur. heute: eine glosse gefällig?

so eine journalistenschule verlangt einem allerlei ab. hier, zum beispiel: ich musste eine glosse schreiben!

vor solchen texten habe ich ja von natur aus riesen-respekt (gehabt). offenbar weil ich mir die meinung gebildet habe, dass kommentare, glossen und satire zur hohen kunst des journalismus gehören.

bisher war der respekt größer. aber jetzt musste ich ran, vielen dank FJS.

na gut – es hat spass gemacht! 🙂 was hierbei rausgekommen ist, könnt ihr selbst nachlesen.

 

Die Verwandlung 2.0

Als Gregor Samsung eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren, jedoch mit vielen Funktionen ausgestattetem Smartphone verwandelt wieder.

Er lag auf seinem Rücken, der mit einer Anti-Erschütterungshülle ummantelt war und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, und über seinen Display strich, ein buntes Sammelsurium an Menü-Icons, Apps und Funktionsbuttons.

Tage vergingen, langsam gewöhnte sich Gregor an seinen neuen Zustand. Und fand jeden Tag neue, tolle Funktionen, die er nun allesamt alleine – und viele sogar gleichzeitig – durchführen konnte.

Telefonieren, Musik hören, im Internet surfen, To-Do-Listen erstellen oder nachts vor der Haustür nach dem Schlüssel in der Tasche suchen – früher brauchte Gregor für jede dieser Tätigkeiten spezielle Geräte, heute reichte ein sanftes Streichen und anschließendes Tippen auf den Displaybauch. Das personifizierte All-in-One-Wunder.

Gregor war entzückt. Er hörte gerade Radio, während er via Google Maps samt der integrierten GPS-Funktion ein neues Lokal suchte, in welchem es laut der neu heruntergeladenen MyDealz-App den teuersten Wein zum Schnäppchenpreis gab. Gregor war ein eingefleischter Weintrinker. Im Hintergrund glaubte er jemand rufen zu hören.

Ich könnte mich an den Zustand gewöhnen, dachte Gregor, schließlich ist Multitasking heutzutage das A und O, sinnierte er während er sich umdrehte, weil er abermals glaubte, eine Stimme von weitem zu hören. Ob im privaten oder im beruflichen Bereich – gleichzeitig alles zu können, das ist doch erstrebenswert.

Während er sich seinen neuen Möglichkeiten hingab und sich immer mehr in sein neues Multitasking-Ego verliebte, merkte er, wie er immer langsamer wurde, bis er unfähig sich zu bewegen am Wegesrand liegen blieb. Erst jetzt, viel zu spät erkannte er die Stimme, die sagte: „Ihr Akku beträgt weniger als 1%. In wenigen Augenblicken wird das System heruntergefah…“

 

ps: ich freue mich über konstruktive kommentare. ich betone: konstruktive! 😀

 

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