flüchtlingskrise. flüchtlingswelle. flüchtlingsproblematik.
heutzutage gibt es kaum andere themen mehr zum diskutieren.
wohin mit den allen? es sind zu viele! wir können nicht mehr, das boot ist voll, sie sollen weg!
ich kann das nicht mehr hören.
von wem sprecht ihr da eigentlich? wer ist dieses „wir“? wer sind diese „sie“? und vor allem – wohin sollen sie weg?
ja, wohin denn? habt ihr euch schon mal die orte angeschaut, wohin ihr sie wieder zurückschicken wollt, wie es da ausschaut, dort, von wo aus sie die mehr als beschwerliche reise auf sich genommen haben, um wegzukommen? würdet ihr dort bleiben wollen, in zerbombten häusern, in schutt und asche, in denen sich soldaten (=menschen) und rebellen (=menschen) bis an die zähne bewaffnet verschanzen, sich gegenseitig zerschießen? würdet ihr da bleiben? in diesen ruinen, samt frau/mann und kindern? würdet ihr weiterhin zur arbeit gehen (= wo war das büro nochmal? ach ja, diese ruine hier)? eure kinder weiterhin zur schule schicken (= in die ruine zwei ecken weiter. wo war das nochmal? ach ja, das ist dieser geröllhaufen hier. so, kinder – setzt euch hin. aber passt auf, wenn das geschieße wieder losgeht, dann einfach ducken, danach üben wir fleißig wieder den dreisatz)?
glaubt ihr, alle menschen, die hier in den aufnahme-„lagern“ ( ein schreckliches wort) hausen (ja ja, hausen ist richtig, denn „wohnen“ ist oftmals eine viel zu positive beschreibung der realität) sind alle freiwillig hier? glaubt ihr, sie hätten ihr leben, das sicherlich um einiges besser war als das, was sie hier führen, aufgegeben, um ins „schlaraffenland“ deutschland zu kommen? (es gibt sicherlich ein paar. schließlich sind es individuen. menschen eben)
freiwillig hier? wohl kaum
sie waren anwälte, ärzte, lehrer, krankenschwestern. sie waren einfache verkäufer, friseure, handwerker. vielleicht waren viele nicht reich, lebten nicht in saus und braus – aber sie waren etwas. und sie waren glücklich. (nicht alle, denn es gibt ausnahmen. schließlich sind es individuen. menschen eben)
hier sind sie nichts. dank der definition „flüchtling“ dürfen sie gar nichts machen – nicht reisen, nicht umziehen, nicht arbeiten (obwohl sie die skills und fähigkeiten dazu hätten).
hättet ihr es ausgetauscht, dieses leben als „nichts“? nein, hättet ihr sicherlich nicht. es sei denn, die „bombastische“ realität hätte euch dazu gezwungen.
proteste, gezeter, emotional aufgeladene debatten (die man dann eh nicht mehr ernst nehmen kann, denn wo emotionen sind, sucht mensch vergebens nach klaren gedanken).
ich verstehe nicht, wogegen ihr demonstriert, euch auflehnt, euch empört
wovor habt ihr solche angst?
ja ja – von kriminellen ist da die rede (die gab es vorher), von kriminell-sexuellen übergriffen auf frauen (die gab es, oh wunder, ebenfalls schon vorher), vor islamisierung des abendlandes (da lache ich mal ganz laut, weil humbug).
natürlich gibt es schwarze schafe.
es wäre zynisch, anzunehmen, „die flüchtlinge“ seien eine ganz spezielle – und vor allem homogene! – spezies mit diesen und jenen merkmalen, die sich bei dieser situation so, bei jener anders verhalte.
ja, das wär‘ fein, was? so ein handbuch in der rasche zu haben mit der schönen überschrift „handlungsmaßnahmen in begegnung mit einem „flüchtling“. dann wüsste unserereins, wie man sich in dem und jenem fall zu verhalten hätte.
aber tja – so einfach ist es nicht. weil es „die flüchtlinge“ einfach nicht gibt. es gibt nur menschen.
genauer: individuen. ein jeder mit seiner eigenen biographie, seinen eigenen erfahrungen, seinen eigenen denk- und gefühlsweisen, seinen eigenen Schlussfolgerungen für seine verhaltensweisen.
das einzige, was diese menschen verbindet ist eben: sie sind geflohen vor einem leben, das keines mehr war. sie flohen vor einer welt, die einst wunderschön war und nun nicht mehr existiert. sie flohen von dem ort, was einst ihre heimat war und in der sie nicht mehr leben können.
keine terroristen. keine vergewaltiger. keine kriminelle. (es gibt ausnahmen. schließlich sind es individuen. menschen eben)
es sind nur menschen auf der flucht vor dem krieg in ihrem land.
es sind nur menschen auf der flucht.
es sind nur menschen.
1 Response
[…] Zu uns kommen Menschen, die unsere Hilfe benötigen. Diese Hilfe wird gebraucht und missbraucht. Es gibt unter den Geflüchteten Menschen, die ihr Leben lang dankbar sind und der Welt um sie herum sehr viel zurück geben. In Heidelberg z.B. setzt sich ein Politiker sehr aktiv für Geflüchtetenprojekte ein. Er unterstützt sie mit Spendenaktionen und medialer Aufmerksamkeit – weil er selbst vor über 20 Jahren aus Syrien flüchtete. Andere Geflüchtete sind einfach nur froh, ihrem Schicksal entronnen zu sein. Sie wollen sich zunächst ausruhen, zu sich kommen, ein ganz normales Leben führen. Gerade bei Jugendlichen ist dieser Wunsch verständlicherweise sehr stark. Und dann gibt es leider noch Menschen, die hierher kommen, um anderen weh zu tun. Besonders treffend hat Julia Herz-el Hanbli darüber geschrieben: „Es sind nur Menschen“. […]