EmpOwerment / Familie und Leben · 29. August 2017

Von Beziehungskrisen und der Liebe. (Und vielleicht einer Lösung…)

Sie hat die Handtücher zum Trocknen aufgehängt. Falsch rum. Schon wieder. Und er war so dreist und hat an ihrem Fahrstil gemeckert. Sie weigert sich, die Putzfrau für alles zu sein. Er lässt sich auf keine Gespräche ein und stellt sich regelmäßig taub und stumm.

Wenn die Krise sich im Dachsegen schiefgebissen hat und man in seinem Herzblatt mehr Fehler denn Liebenswürdigkeiten wahrnimmt, dann, ja spätestens dann wird es höchste Zeit, sich selbst zur Seite zu nehmen und die verzwickte Lage zu analysieren.

„Schatz, wir haben eine Krise…“ – warum eigentlich?

Eine Krise hat sich in die Beziehung eingeschlichen. Von jetzt an wird alles, was der Andere tut und sagt, nur mit Augenrollen kommentiert. Doch wie konnte es soweit kommen? Wie entstehen Krisen in Beziehungen eigentlich?

Sehr oft liegt es an unseren Erwartungen, die wir an unsere Partner_innen stellen.

Wir machen unser Glücklich-sein allzu oft von der Erwartung abhängig, dass es der Andere ist, der uns glücklich macht. Oder machen soll. Das ist sehr praktisch, denn dann muss ja nicht ich mich ändern, sondern der Andere. Und das ist die Wurzel allen Übels.

Denn die Tatsache ist: Der Andere wird dich gar nicht glücklich machen. Kann er gar nicht. Und sowieso liegt es überhaupt nicht in seiner Macht.

Neale Donald Walsh erklärt es mit diesem Szenario: Lange Zeit bist du unglücklich über irgendeine Macke deines Partners. Du regst dich auf, du nörgelst, du wünschst dir: Bitte ändere dich!

Dann tut er es. Er ändert sich.

Und du bist glücklich – doch nur für eine kurze Zeit. Denn dann findest du etwas anderes an ihm, das dich enorm stört, das es zu verbessern gäbe, das er ändern könnte, dass er ändern muss! Und dann fängst du wieder an, zu kritisieren, zu nörgeln. Und bist wieder unglücklich.

Nur: Das Problem liegt nicht im Partner. Das Problem liegt in dir. Denn du hast ein Problem mit der „Macke“, nicht dein_e Partner_in.

Und überhaupt: Was tun wir unserem Gegenüber eigentlich an, wenn wir von ihm erwarten, dass er sich für uns ändert? Dass er uns glücklich macht?

Wir setzen ihn unter Druck.

Und was tun Menschen, wenn sie unter Druck gesetzt werden?

Sie wehren sich. Sie werden trotzig. Sie ziehen sich zurück oder machen das Gegenteil von dem, was man von ihnen erwartet.

Wo der Hund begraben liegt oder: Die Folgen deiner Erwartungen

Vielleicht lag dieser (Denk-)Fehler bereits zu Beginn deiner Beziehung, wurde auf einem Boden aus Wunschvorstellungen und Erwartungen darüber, wie der Andere wohl ist, aufgebaut.

Erinnerst du dich eigentlich, warum du damals die Beziehung mit diesem Menschen eingegangen bist? Walsh schreibt:

„Wenn Liebesbeziehungen scheitern, dann aus dem Grund, weil sie unter falschen Voraussetzungen eingegangen worden sind.“

Neale D. Walsh

Unser Fehler ist, dass wir oft Beziehungen mit dem Hintergedanken eingehen: „Was springt dabei für mich heraus?“, anstatt zu fragen: „Was will ich meinem Partner geben?“

Der Fokus liegt zwar auf dem Partner, aber nur unter dem Aspekt „Was kann er mir Gutes tun?“, nicht umgekehrt.

Das Geheimnis glücklicher Beziehungen

Glückliche Beziehungen sind geprägt von gegenseitigem Geben und Nehmen. Dabei halten sich diese beiden Aktionen die Waage.

Wenn du aber das Gefühl hast, dass du dem Partner mehr gibst als du bekommst, wenn dich Gedanken plagen wie „Ich tue so viel für diese Beziehung und habe das Gefühl, nichts zurückzubekommen!“, dann liegt das Problem in dir.

Eigentlich.

Bist du glücklich?

Glückliche Menschen sind also von vornherein glücklich. Sie brauchen keinen Anderen, der sie glücklich macht, denn sie sind es schon.

Wer glücklich ist und ohne Erwartungen gibt, dann ist er auch nicht enttäuscht, wenn er nichts (oder wenig) zurück bekommt. Es ist einfach so, dass er soviel Liebe hat, dass er es teilen will, ja es teilen muss, sonst würde er platzen.

Das ist, was solche Paare zusammenhält. Die Liebe, das Geben-wollen, die Bereitschaft, die gemeinsame Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Mir stinkt’s dennoch! Was tun?

So schauen im Idealfall Liebesbeziehungen aus.

Und im echten Leben?

Nun kanntest du dieses Geheimnis glücklicher Beziehung vorher nicht und hast dich nun in so eine krisenhafte Beziehungslage hineinmanövriert. Wie kommst du da jetzt wieder raus? 

Zuerst solltest du beobachten: Was genau gefällt dir nicht an der aktuellen Situation?

Und dann dich fragen: Kann ich daran etwas ändern? Kann ich zum Beispiel mich selbst, meine Einstellung, meine Ansichten, meine Meinung so ändern, dass beide mit dem Ergebnis glücklich sind? Und kann ich dann mit mir – so wie ich dann bin – so verändert – glücklich sein? Sprich: Habe ich diese Einstellungen und Wünsche, die anfangs die des Partners waren, zu meinen eigenen gemacht?

wenn dir als antwort ein regenbogenbuntes JA vor deinem inneren auge aufploppt, dann ist es logisch: los, geh und ändere dich selbst! aber nicht NUR aus liebe zum anderen. sondern weil du es auch selbst willst!

und wenn du dich selbst nicht ändern kannst bzw. willst? wenn du das gefühl hast, du hast alles versucht, aber dieses euphorische regenbogenbunte JA will sich einfach nicht einstellen, stattdessen blickt dich vorwurfsvoll ein nicht ganz so regenbogenbuntes NEIN an?

wenn du merkst, dass du, wenn du dich „anpasst“, dein „los akzeptierst“, dass du dann auseinanderbrichst und du nicht mehr du selbst bist, eine willenlose hülle aus JA und AMENs?

nun, dann musst du auch das akzeptieren. denn das bist du. und du hast deine grenzen, die grenzen dessen, was du bereit bist, zu geben ohne dabei selbst unglücklich zu werden, erreicht.

das kleine wörtchen „eigentlich“

glückliche beziehungen bestehen aus gegenseitigem geben-wollen. glückliche menschen geben statt zu nehmen. glückliche partner machen kompromisse und sind mit diesen glücklich. glückliche menschen lieben sich selbst und den partner gleichermaßen.

aber: glückliche beziehungen bestehen eben auch daraus, dass beide partner gleiche (oder ähnliche) vorstellungen davon haben, wie ihre gemeinsame zukunft aussehen soll. sie blicken in dieselbe richtung.

ein gemeinsames leben mit komplett unterschiedlichen vorstellungen von einer (gemeinsamen) zukunft, vom eigenen selbst darin (und innerhalb dieser beziehung) -das funktioniert nicht.

es sei denn, man findet geniale kompromisse, mit denen beide glücklich sind. dann lernt sie eben, die handtücher auf seine „richtig rum“-weise zu trocknen. oder kauft ihm gleich eigene. dann kommt er eben mal aus sich heraus und plaudert etwas mehr aus seinem nähkästchen.

doch es gibt entscheidungen in einer beziehung, die müssen gemeinsam getroffen werden. mit einem regenbogenfarbenen JA! auswandern, um die welt reisen, ein haus bauen, kinder haben. das sind themen, wo bei beiden die augen gleichermaßen vor freude glitzern müssen. man müsste dann höchstens kompromisse über das WANN und WO schließen, aber nicht über das OB.

und wenn das nicht passiert? tja, dann muss man auch das akzeptieren. denn es gibt nichts schlimmeres, aus liebe zu jemand anderem sich selbst, seine herzenswünsche zu verraten. denn das ist, so walsh, der größte verrat an sich selbst.

aus liebe zu dir selbst … und zum anderen

und wenn man absolut keine kompromisse findet?

wenn man das gefühl hat, trotz aller liebe zu dem partner, dass man zerbricht, wenn man seine vision von der eigenen, glücklichen zukunft, von der eigenen version seines selbst aufgibt?

dann muss man mutig genug sein (und sich selbst genug lieben), um sich einzugestehen, dass man am scheideweg angekommen ist, wo sich der gemeinsame weg trennt. und das kann eben auch bedeuten, dass man einander loslassen muss. aus liebe zu dir selbst. und auch aus liebe zu dem anderen. und egal für welchen weg du dich nun entscheidest – entscheide dich aus liebe. 

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