BewusstSein / DenkexOt / Tacheles · 22. Oktober 2014

Wahre Liebe – ein Geben und ein Nehmen?

Liebe hat keine Bedingungen.

Das macht sie zur Liebe.

Wenn deine Liebe zu einer anderen Person Bedingungen beinhaltet,

ist sie keine Liebe,

sondern nur irgendeine vorgetäuschte Version davon.

(Neale Donald Walsh)

Klingt wunderschön, nicht wahr?

Aber die Realität schaut oft ganz anders aus. Erwartungen dominieren beinahe in jedem Lebensbereich. Beteilige dich mit am Haushalt, kümmere dich doch auch mal um die Kinder, schenk mir Blumen. Es scheint sehr schwierig zu sein, von seinem Partner nichts zu erwarten. Aber warum ist das so? Was steckt dahinter?

Es scheint, ein Gefühl ergreift von uns Besitz, und zwar vom Anderen nicht wertgeschätzt zu werden. Das Gefühl, dass der Andere nicht sieht, was man selbst für die Partnerschaft macht, leistet und ja, auch opfert. Das Gefühl, keine Anerkennung zu bekommen für das, was man ist.

Doch Erwartungen zerstören die Beziehung

Erwartungen jedoch sind tückisch. Denn wenn Menschen etwas von ihrem Gegenüber erwarten, so laufen sie stets Gefahr, dass diese nicht erfüllt werden. Und eh man sich versieht, er-wartete man umsonst.

Erwartungen säen also nur Enttäuschungen.

Kopfkino: Wir leben ein Leben ohne Enttäuschungen, weil wir an unsere Partner keine Erwartungen stellen. Wir nehmen sie so an, wie sie sind. Wir akzeptieren ihre Macken und Grenzen. Was für ein schönes Leben!

„Aber Beziehungen bestehen doch aus Geben und Nehmen. Ich kann doch nicht nur Geben und nichts dafür erwarten?“, wird sich der eine oder die andere denken. Wenn ich vom Partner nichts erwarten darf, wenn ich mich stets um alles selbst kümmern muss, sei es um Materielles oder Immaterielles, wenn ich ihn/sie also dafür nicht „brauche“, warum dann sich überhaupt einen Partner suchen?

Genau das ist die Frage, die es sich zu stellen lohnt: Warum bist DU mit deinem Partner zusammen? Ist es, weil du insgeheim denkst, er könnte dir etwas geben, was dir fehlt? Weil du das Gefühl hattest, ohne ihn nicht „vollständig“ zu sein? Weil du dir Liebe und Geborgenheit von ihm wünschst?

Lieben ist sich Hin-Geben

Und genau hier liegt wohl die Wurzel des Übels – in dem Missverständnis, dass wir denken, Liebe besteht aus gegenseitigem Geben und NEHMEN.

Wahre Liebe hingegen ist, so die Meinung einiger Autoren aus den Selbsthilfe-Ratgebern, nur ein Geben. Wahre Liebe ist, wenn wir vor lauter Liebe, die wir für den Anderen in uns tragen, nicht wissen, wohin mit ihr. Wahre Liebe ist, wenn wir eben diese Liebe mit dem Menschen vor uns teilen wollen – weil wir nicht anders können.

Wenn die Partner sich das vergegenwärtigt haben und sich dessen bewusst geworden sind, ja dann sind sie beim wahren Lieben angekommen.

Was ist aber, wenn nur einer in der Beziehung nur gibt, ohne je vom Gegenüber ebenfalls Liebe empfangen zu haben? Wie lange kann der eine nur lieben und geben? Geht das überhaupt? Oder ist der Partner irgendwann doch ausgelaugt, erschöpft vom lauter Geben? Oder ist er so voller Liebe, dass es ihm reicht, zu lieben – sich selbst und auch den anderen?

So schön das mit der bedingungslosen Liebe ohne Erwartungen auch klingt, mir scheint, die Menschen sind noch weit davon entfernt, von dieser reinen Art von Liebe.

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