Liebe hat keine Bedingungen.
Das macht sie zur Liebe.
Wenn deine Liebe zu einer anderen Person Bedingungen beinhaltet,
ist sie keine Liebe,
sondern nur irgendeine vorgetäuschte Version davon.
(Neale Donald Walsh)
Klingt wunderschön, nicht wahr?
Aber die Realität schaut oft ganz anders aus. Erwartungen dominieren beinahe in jedem Lebensbereich. Beteilige dich mit am Haushalt, kümmere dich doch auch mal um die Kinder, schenk mir Blumen. Es scheint sehr schwierig zu sein, von seinem Partner nichts zu erwarten. Aber warum ist das so? Was steckt dahinter?
Es scheint, ein Gefühl ergreift von uns Besitz, und zwar vom Anderen nicht wertgeschätzt zu werden. Das Gefühl, dass der Andere nicht sieht, was man selbst für die Partnerschaft macht, leistet und ja, auch opfert. Das Gefühl, keine Anerkennung zu bekommen für das, was man ist.
Doch Erwartungen zerstören die Beziehung
Erwartungen jedoch sind tückisch. Denn wenn Menschen etwas von ihrem Gegenüber erwarten, so laufen sie stets Gefahr, dass diese nicht erfüllt werden. Und eh man sich versieht, er-wartete man umsonst.
Erwartungen säen also nur Enttäuschungen.
Kopfkino: Wir leben ein Leben ohne Enttäuschungen, weil wir an unsere Partner keine Erwartungen stellen. Wir nehmen sie so an, wie sie sind. Wir akzeptieren ihre Macken und Grenzen. Was für ein schönes Leben!
„Aber Beziehungen bestehen doch aus Geben und Nehmen. Ich kann doch nicht nur Geben und nichts dafür erwarten?“, wird sich der eine oder die andere denken. Wenn ich vom Partner nichts erwarten darf, wenn ich mich stets um alles selbst kümmern muss, sei es um Materielles oder Immaterielles, wenn ich ihn/sie also dafür nicht „brauche“, warum dann sich überhaupt einen Partner suchen?
Genau das ist die Frage, die es sich zu stellen lohnt: Warum bist DU mit deinem Partner zusammen? Ist es, weil du insgeheim denkst, er könnte dir etwas geben, was dir fehlt? Weil du das Gefühl hattest, ohne ihn nicht „vollständig“ zu sein? Weil du dir Liebe und Geborgenheit von ihm wünschst?
Lieben ist sich Hin-Geben
Und genau hier liegt wohl die Wurzel des Übels – in dem Missverständnis, dass wir denken, Liebe besteht aus gegenseitigem Geben und NEHMEN.
Wahre Liebe hingegen ist, so die Meinung einiger Autoren aus den Selbsthilfe-Ratgebern, nur ein Geben. Wahre Liebe ist, wenn wir vor lauter Liebe, die wir für den Anderen in uns tragen, nicht wissen, wohin mit ihr. Wahre Liebe ist, wenn wir eben diese Liebe mit dem Menschen vor uns teilen wollen – weil wir nicht anders können.
Wenn die Partner sich das vergegenwärtigt haben und sich dessen bewusst geworden sind, ja dann sind sie beim wahren Lieben angekommen.
Was ist aber, wenn nur einer in der Beziehung nur gibt, ohne je vom Gegenüber ebenfalls Liebe empfangen zu haben? Wie lange kann der eine nur lieben und geben? Geht das überhaupt? Oder ist der Partner irgendwann doch ausgelaugt, erschöpft vom lauter Geben? Oder ist er so voller Liebe, dass es ihm reicht, zu lieben – sich selbst und auch den anderen?
So schön das mit der bedingungslosen Liebe ohne Erwartungen auch klingt, mir scheint, die Menschen sind noch weit davon entfernt, von dieser reinen Art von Liebe.
Würde das dann auch bedeuteten, dass ich mir von meinen Partner keinen Respekt mir gegenüber erwarten darf? Das ich es einfach hinnehmen sollte, wenn er mich verletzt, indem er vielleicht eine abfällige Bemerkung macht, mich trotz Verabredung sitzen lässt oder mich sogar betrügt?
Wie definierst du das Wort „Erwartung“? Einerseits muss man den Partner so akzeptieren, wie er ist, keine Frage – aber wo hört diese Grenze auf, weil sie in Richtung Selbstzerstörung gehen würde? Genau wie Marco bin ich auch der Ansicht, dass diese Liebe auch ausgenutzt werden kann. Sollte man da nicht – zumindest im Rahmen des Selbstschutzes – Grenzen ziehen, eben weil die eigenen Erwartungen und damit auch Gefühle verletzt wurden?
LG Selina
hallo selina, tut mir leid dass du warten musstest, ich wusste ich würde mit dem post ein fass ohne boden öffnen. und so ist es gekommen 🙂
ich selbst habe diese weisheit, die ich von neale donald walsh habe, noch nicht komplett durchdrungen, aber wenn ich mit dem, was ich ahne, richtig liege, dann könnte diese „andere“ art, die „liebe“ zu betrachten, uns vor viel leid bewahren.
walsh sagt, der fehler, den wir ja oft begehen ist, dass wir „liebe“ mit anderen „bedürfnissen“ verwechseln.
man fühlt sich ungeliebt, lernt jemand kennen, der einen liebt und kommt mit ihm zusammen. warum ist man mit ihm zusammen? für mich sieht es eher danach aus: um sich geliebt zu fühlen. ein schönerer gedanke wäre es doch, wenn du den partner liebst, komplett ohne ein „weil du mich erfüllst/ergänzt/mir freude machst“ etc. auch für den anderen, denn dann wäre er nicht so unter druck, etwas „erfüllen“ zu müssen.
das kannst du nur dann machen, wenn du dich selbst liebst. und wenn du das tust, dann kann dich eigentlich auch keiner, auch dein partner nicht, beleidigen. wenn doch, dann liegt es wiederum daran, dass du dich nicht (genug) liebst und ihm mehr glauben schenkst als dir selbst.
„wahre liebe“ ist nach dieser philosophie kein geben-nehmen-geschäft, sondern eigentlich ein „ist“-zustand. ich denke, wenn man das verinnerlicht und mit jeder faser seines seins aufgesogen hat, dann kann einem keiner mehr „weh“ tun. du bist unverwundbar 😉
dann gibt es auch kein „lieben bis zur selbstzerstörung“, denn deine liebe=du! ich weiß, das klingt radikal und ich bin wie gesagt noch nicht so firm in dieser art des denkens (davon kann so mancher aus meinem umfeld ein lied davon singen…) – aber ich bin überaus motiviert, das zu verstehen, es mir einzuverleiben und weiter in der welt zu verbreiten 😀
lg julia
Hey Julia.
Theoretisch muss ich dir zustimmen und bin ganz bei dir! Da treibt uns das gleiche Gedankengut. Praktisch gibt es aber noch eine andere Seite. Wenn diese Liebe dem Falschen in die Hände fällt, kann das ganz schlimm enden. Und neben dieser Liebe gibt es noch ein „ich“, das auch seinen Platz und ebenso Liebe verdient.
Schöne Grüße nach Mainz!
marco
hallo marco. vielen dank für deine worte! mich würde jetzt brennend interessieren, was du mit „schlimm enden“ meinst. denn immerhin sind wir immer und jederzeit in der lage, situationen, in denen wir uns nicht mehr wohl fühlen, zu ändern. ich denke, walsh meint damit, dass wir einfach in erster linie immer auf uns, unser gefühl hören sollen. er sagt hingegen, wenn du dich selbst liebst, dann bist du auch im reinen mit der welt und mit den menschen darin. die erwartungen, die wir oft an den partner stellen, rühren oft daher, dass wir uns eben nicht „ganz“ fühlen und möchten, dass dieser mensch diese „leere“ füllt. und das Wörtchen „ich“ ist auch so eine sache. wer ist dieses „ich“, wann bin ich „ich“ und wann ist es mein „ego“? dazu schreibt eckhart tolle ganze bücher voll. ach, es gibt noch so viel dazu zu sagen…eigentlich noch einen blogeinrag wert 😉
Na die Sache mit dem Ich ist doch gaaanz einfach.
Es gibt das Ich, das Ich und noch mal das Ich. 😉
Also das moralische Über-Ich, das kindliche, innere Ich und das Ich zwischendrin, welche beide Seiten in der Wirklichkeit operativ umsetzen und zeitgleich aushandeln muss. Dieses Konzept ist natürlich nicht die ganze Wahrheit, aber bisher ist das mein Favorit.
Von Tolle habe ich vor längerer Zeit mal „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ gelesen. Da sind schon ein paar interessante Gedanken drin. Der Ansatz, dass es Zukunft und Vergangenheit strenggenommen gar nicht gibt, sondern nur die Gegenwart, den fand ich sehr spannend.
Der obige Text funktioniert im Kontext der alltäglichen Erwartungen an den Liebsten. Bedingungslos ist aber ein großes Wort, einerseits ist es ein schönes Wort, andererseits ganz das Gegenteil. Es endet schlimm, wenn man prinzipiell alles bereit zu tragen ist, was schön ist, aber nicht schön, wenn der entsprechende Rückfluss auf der anderen Seit fehlt. Das ist gar nicht so selten, soweit zumindest mein Eindruck.
Über diese Themen könnte man unendlich lange schreiben und diskutieren.
Und am Ende sind wir dann trotzdem nicht schlauer. 😉
PS: Dein Flattr-Button ist kaputt.
hallo marco, auch bei dir muss ich mich nun entschuldigen fürs warten, aber you know- arbeit, haushalt, familie, fragen nach dem „wann macht das alles sinn?“ etc. haben mich aufgehalten, dir zu antworten. also ich mag das wort „bedingungslos“ – auch wenn ich selbst mich immer wieder dabei erwische, dass ich genau das gegenteil tue, dass ich ständig von irgendetwas oder irgendjemanden erwarte.
aber ich bin wirklich heilfroh, dass ich auf enstprechende literatur, bzw. menschen hinter den büchern gestossen bin, die mir vor augen führen, wie wundervoll das leben sein könnte ganz ohne diese „bedingungen“ und „erwartungen“ an irgendetwas und irgendjemand…
ich kann mir ehrlich gesagt, also in der theorie, vorstellen, dass du mit egal welcher situation – auch wenn dein partner noch jemand anderen hat – zurechtkommen kannst, mit der richtigen einstellung. wie funktionieren sonst polyamore beziehungen z.b.? natürlich müssen alle beteiligten über so ein lebensmodell einig sein oder es zumindest für den anderen akzeptieren OHNE dabei sich selbst untreu zu werden (in seinen einstellungen und meinungen).
anfangs ist es schwer oder kaum möglich, so etwas zu tun, wenn man liebt, aber mit „bedingungen“. ohne diese klappt es wunderbar.
PS: Flattr muss ich noch verknüpfen…
Yes, I know. Und deswegen hoffe ich, dass dich meine zügige Antwort jetzt nicht unter Druck setzt. 😉
Eigentlich dürften wir dieses Thema hier gar nicht diskutieren, das ist alles viel zu komplex, und es spielen zu viele unterschiedliche Aspekte hinein, die sich miteinander vermischen, obwohl es wichtig wäre, diese Dinge einzeln zu betrachten.
Eigentlich denke ich, es gibt nur eine Art der bedingungslosen Liebe und das ist die Liebe zu den eigenen Kindern. Und auch hier endet die Bedingungslosigkeit leider manchmal mit der Kindheit (zumindest bei der äußeren Form).
Ich kann mir nicht nur vorstellen, sondern bin überzeugt, dass man jegliche Art von Krise überwinden kann, nicht nur durch Liebe, sondern auch durch Vertrauen und noch viel wichtiger, durch Bindung!
Dennoch bin ich auch bei dir. Ich habe es schon oft erlebt, dass Bedingungen/Erwartungen gegenüber stehen, die ich zu erfüllen habe. Nicht in Krisen, sondern ganz konkret und operativ. Das hat sich im Bauch nie gut angefühlt. Denn am Ende wird die Zweisamkeit auf ein Vertragsverhältnis reduziert, das man bei Verstößen aufkündigt.
Anderseits ist die Vokabel „bedingungslos“ im Kontext dieses Textes einfach zu stark.