Motto 2021: Ich. lass. los…

Nie hat sie sich stärker und freier gefühlt. Sie spürte, wie die Kraft, die sie ihr Leben lang unterdrückte, von ihr Besitz ergriff und sie bis in die Spitzen ihrer eiskalten Fingernägel erfüllte. Was für ein tOlles Gefühl!

Elsa. Soeben ist sie geflüchtet. Raus aus dem Palast, raus aus dem Ort, in dem sie jahrelang wie eine Gefangene lebte. Weg von der Gemeinschaft, die sie „schützten“ sollte, indem sie ihre Fähigkeiten vor ihnen verbarg. Und tat, wie ihr befohlen. Raus aus der Gemeinschaft, hinein ins ewige Eis. Rein in eine Landschaft, in der sie endlich sie selbst sein konnte. Und ihre Kräfte frei entfalten. Und sie erst dort richtig kennen lernen.

Die kalte Jahreszeit und Elsa haben dieses Jahr auch in mir Kräfte geweckt. Und mir somit mein Jahresmotto beschert.

Dezember. Ist ein magischer Monat. Vorausgesetzt, frau von heute nimmt sich vor, ihn zu diesem zu ernennen – und ihn genauso zu behandeln.

Klar, die Erwartung ist immer noch da und sehr präsent.

Dass Mütter auch heute weiterhin dafür sorgen, dass rund um Weihnachten alles perfekt flutscht. Dass 15 Sorten von selbstgemachtem Weihnachtsgebäck griffbereit zur Verfügung stehen. Die Adventskränze und -kalender selbst gemacht. Die Bude reichlich dekoriert. Die festlichen Weihnachtsessen minutiös durchgeplant.

Als ich in diesem schicksalhaften 2020 den Dezember vor meinem inneren Auge sah (zumal diesmal in unserem neuen Eigenheim (!)), da spürte ich sie kurz, diese perfekte Hausfraumutterfrau in meinem Inneren, die es kaum erwarten konnte, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen – dekorieren, backen, basteln, das Haus in eine bombastische weihnachtsplätzchenschwangere Weihnachtslandschaft zu verwandeln. (Doch woher sie diese zusätzliche Zeit und Energie nehmen wollte, das wollte sie mir doch irgendwie nicht verraten…)

Doch dann dachte ich an all die anderen To Do’s (Haus, Selbstständigkeit, Kinder UND Weihnachtsvorbereitungen), die ja auch noch auf der Agenda stehen und ungeduldig mit den Beinen wippen. Und der Puls stieg.

Und während ich noch fieberhaft überlegte, wie ich das alles in der kurzen Zeit unter einen Hut bringen soll, steckte mein Sohn die „Eiskönigin“ ins DVD-Gerät. Und dann hörte ich es.

„Ich lass lOs, lass jetzt los…“

Loslassen. Ein sehr, sehr guter Tipp

Das ist es, was wir alle mal tun sollten.

LOslassen.

Negative Glaubenssätze über sich loslassen.

Den Impuls loslassen, irgendjemands Erwartungen entsprechen zu müssen.

Die MOnsta-Gedanken in unseren Köpfen, ja auch die sollten wir loslassen.

Und vor Allem – wir Frauen. Wir sollten noch sO viel mehr loslassen!

  • Die Hoffnung, dass sie als Frau von der Gesellschaft (und von so manchen Partnern) akzeptiert wird, wenn sie alles – Mann, Kind, Beruf, Haushalt, Selbstpflege, Gedöns – mit Leichtigkeit auf ihre Schultern packt. Und dafür eine Massage für ihren verspannten Rücken bekommt. (Das bekommt sie nicht.)
  • Die Erwartung, dass sie 9 Monate lang Kinder austragen und danach Wochen später Heidi Klum like in ihrem Lieblingsvorschwangerschaftskleid ihr altes Leben wiederaufnehmen kann. Nur diesmal mit Kindern. Die sich ja nebenbei großziehen lassen. (Das tun sie nicht.)
  • Den Irrglauben, dass frau nur dann „perfekt“ ist, wenn sie das alles (siehe oben) macht und tut – und das auch noch mit einem Grinsekatzelächeln.

Das letzte Jahr hat sehr viel von uns abverlangt. Vieles ist so ganz anders verlaufen, wie wir es geplant haben.

Aber es hat uns auch so vieles offenbart. Die Baustellen in dieser Gesellschaft, die sind happig. Struktureller Rassismus (auch bei der Polizei), Antisemitismus, Rechtsruck in der Gesellschaft, Fake News, empörend hohe Coronahilfen für Fluggesellschaften, dafür läppische für Kulturschaffende und Gastronomie.

Und diese fucking Ungleichberechtigung zwischen Mann und Frau!

Elsa flieht an einen Ort, wo sie in aller Ruhe sie selbst sein kann. Und dort ihre Fähigkeiten entfalten. Um ein Imperium aufzubauen. Ihr Imperium.

Ich folge ihrem Beispiel. Und begebe mich an einen Ort, wo ich mich auf meine Fähigkeiten konzentrieren kann. Mich nicht schämen muss. Ich lasse diese innere perfekte Hausfraumutter nicht mehr zu Wort kommen. Ich versuche nicht mehr, jemand zu sein, der ich einfach nicht bin. Ich lass alle „Aber du musst doch…“- und „Aber du kannst doch nicht…“-Sprüche eiskalt an mir abprallen.

Das interessante: Für eine solche Revolution musst du nicht weit fliehen. Du kannst sie sogar von deinem Haus aus, ach was, vom Bett aus machen. Denn sowohl die Gefängnisse, als auch die leere (Eis-)Landschaft befindet sich gar nicht so weit weg von dir. Sie sind alle in deinem Kopf. Mache dich frei. Denke anders. Denke dich frei.

Mein Eigenheim habe ich nicht exzessiv weihnachtlich dekoriert. Es gab genau eine Sorte Weihnachtsplätzchen. Der Weihnachtsbaum war miniklein, NICHT künstlich und minimalistisch geschmückt. Und auch wenn ich Geschenke verschenken und ja, auch beschenkt werden über alles liebe, habe ich dieses Jahr „So what“ walten lassen – und habe keine Geschenke verschenkt. Ich habe einfach losgelassen.

Und weil es sich soo gut anfühlt, nehme ich dieses Wort ins neue Jahr und küre es zu meinem Motto für 2021.

Denn es gibt noch einiges, wo ich das lernen muss, das Loslassen 😉

Wie ist es bei dir? Hast du dir auch ein Jahresmotto 2021 ausgesucht? Dann lass es mich wissen! Direkt in den Kommentaren hier unten.

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