immer wieder lese ich mir diese worte durch. satz für satz.
und sie lassen mich nicht los.
doch warum? warum berühren sie mich?
vielleicht…wohnt in ihnen eine ungeahnte sehnsucht inne – der wunsch, einfach mal loszulassen.
denn ist es nicht so? wir erleben unser leben als einen ständigen kampf.
kein wunder, wird man uns doch von kindesbeinen eingebläut: du musst dich durchsetzen, das leben ist kein ponyhof, du musst ein schwein sein in dieser welt, wer zu spät kommt, den bestraft das leben.
seit wir uns dessen bewusst werden, dass wir in einer ellenbogengesellschaft leben, sind wir unter adrenalin, dauergestresst und schon bevor wir überhaupt das berufsleben erreicht haben (!!!) burnout-gefährdet.
ständig sind wir in kampfposition. wir müssen uns durchsetzen:
- an den schulen, wer die besseren noten hat und zum traumstudium zugelassen wird,
- an den universitäten, wer den besseren abschluss, die meisten praktika und die exotischsten auslandsarbeitseinsätze hatte
- bei vorstellungsgesprächen, wer der bessere mensch für die stelle ist
und wer glaubt, es bleibt auf das berufliche beschränkt und hört spätestens nach feierabend auf, dem sei gesagt: nö. pustekuchen!
das einander-übertrumpfen geht im privaten feuchtfröhlich weiter:
- wer hat schon trotz arbeit bereits familie gegründet und kinder in die welt gesetzt,
- wer kann wunderbar familie und beruf vereinen,
- wer hat den besseren partner, der – schon im frühen kindesalter in den gleichberechtigungs-topf gefallen – immer und jederzeit der frau den rücken stärkt, und auch selbst nicht zu kurz kommt.
und wer glaubt „na wenigstens hier ist dann schluss“, dem sei gesagt: pustekuchen!
dann ziehst du dich zurück, ins bad, ins schlafzimmer oder wenn du mal allein daheim bist und schaust in den spiegel und hörst deinen inneren kritiker:
- du solltest mal wieder mehr sport machen,
- die falten im gesicht, die könnten auch weniger sein,
- geh mal zum friseur, das graue haar am ansatz will doch keiner sehen
warum? warum tun wir uns das an? warum lassen wir uns von diesen eindeutig lebensverneinenden anforderungen und eigenen negativen gedanken so vereinnahmen – und uns von ihnen kaputt machen?
ja, das leben scheint um einiges schwieriger geworden zu sein. wir haben zu viele freiheiten, um etwa zu entscheiden, was wir aus unserem leben machen können. unsere eltern hatten es (wirklich?) einfacher. und daher verstehen sie unsere generation mit unseren zeitgenössischen problemen – kurze zeitarbeitsverträge, kaum festanstellungen, prekäre lebensverhältnisse jenseits der 30 – nicht immer. wir sind zu unserer freiheit verdammt, sagt sartre. verdammte axt, denke ich, warum hast du nur recht?
doch diese freiheit bedeutet auch: verantwortung für sich und seine taten übernehmen müssen. was wäre, wenn ich mich so entscheide? *omg*! und was, wenn ich mich anders entscheide? *kaum auszudenken* !!! das macht uns stress, das macht uns (des entscheidens) müde, das macht uns wütend und gereizt.
an das leben im hier und jetzt ist nicht zu denken.
neue gedanken, neues lebensgefühl
es gibt ja auch eine andere gedankenrichtung die besagt:
das, wogegen du ankämpfst, bleibt bestehen.
das, was du akzeptierst, verändert sich.
trifft eine welle auf ein stein, dann gibt es viel wirbel und schaum. ein schwamm hingegen lässt das wasser hindurch passiere und bleibt dabei selbst ruhig liegen.
habe ich mit meinem gegenüber streit und will meinen standpunkt unbedingt verteidigen – und der andere auch, dann sind die folgen klar: keiner will nachgeben, die gemüter kochen hoch, beide steigern sich hinein, der streit eskaliert, es herrscht funkstille, vielleicht für immer. doch gibt einer nach oder lässt eher mit sich reden, dann eskaliert der streit nicht. ganz im gegenteil: das gegenüber denkt womöglich schneller darüber nach, ob sein standpunkt wirklich so richtig war.
was ist, wenn wir aufhören, zu kämpfen bzw. unser leben als ein solches anzusehen?
vielleicht ist das leben kein schwimmen gegen den strom – sondern mit ihm? (hier jetzt bitte mal kurz die „ich schwimme aber nicht gegen den mainstream“-attitüde ablegen und anders denken)
wenn wir nicht mehr verbissen und wie blöde paddeln, sondern loslassen – vielleicht gehen wir ja nicht unter?
wenn
ich aufhöre
zu kämpfen,
werde ich getragen.
das ist das gesetz.
hier, in diesen worten höre ich sehnsucht, einen wunsch heraus – nach geborgen-sein, nach sicher-sein, nach einfach-mal-machen und es-wird-schon-gut-werden.
durch diese worte höre ich eine kraft, eine höhere instanz, vielleicht ein gott, zu uns sprechen, dem wir liebend gerne unser leben anvertrauen möchten.
der spruch begegnete mir mit einem bild, darin: ein mensch schwebt im wasser. er schwimmt nicht, er bewegt sich nicht. er liegt einfach da. seelenruhig.
er wird getragen.
sicherlich, es wird immer stimmen geben, die meinen: ja, schön und gut, aber was, wenn die strömung mich überhaupt nicht dorthin bringt, wo ich hin will? warum muss ich immer nachgeben, warum nicht der andere?
vertrauen hilft. vertrauen ins leben. vertrauen darauf, dass alles was uns passiert – auch wenn es auf den ersten blick für uns unverständlich und alles andere als erwünscht ist, – dass es wichtig ist für uns in diesem dasein auf dieser erde.
die einen nennen es dann selbstvertrauen. die anderen sagen gottvertrauen.
ein experiment
ich breite meine arme aus.
ich atme tief ein und aus.
ich höre auf, mühsam gegen den strom zu paddeln.
ich will nicht mehr kämpfen.
werde ich getragen? wie? und wohin? ich bin erst am anfang meiner reise. aber ich werde darüber berichten. hier.
1 Response
[…] vielleicht folge ich tatsächlich einem der ratschläge, die menschen um mich herum mir immer wieder einzutrichtern versuchten. etwa dem: „hör auf zu kämpfen – und lass dich treiben.“ […]